Heyho an alle da draußen,
in diesem Beitrag möchte ich ein häufig aufkommendes Thema aufgreifen. Eine Frage, welche ich immer wieder gestellt bekomme und glücklicherweise ausführlich beantworten kann.
"Wie gebe ich konstruktiv Feedback? Wie äußere ich korrekt Lob & Kritik?"
Bedauerlicherweise sind ausführliche Antworten aber auch lang und erfordern Aufmerksamkeit und Verständnis.
Jeder weiß: Meine Threads dieser Art sind lang und ausführlich. Wem das nicht passt, der kann gerne wegklicken, ich werde hier keine Kurzfassung erstellen. Für alle Interessierten Leser: Ihr seid gewarnt!
Fangen wir damit an erst einmal zu definieren: Feedback vom englischen "feed back" = zurückmelden. Ursprünglich genutzt um (z. Bsp. im Funkverkehr) mitzuteilen, dass man eine Nachricht empfangen hat. Feedback ist daher (für uns vereinfacht): Jegliche Form von Rückmeldung zu einem Sachverhalt.
Feedback kann sich entweder positiv oder negativ äußern. Positives Feedback bezeichnet man weitläufig als "Lob", während negatives Feedback als "Kritik" bezeichnet wird.
Nachdem wir jetzt also wissen, was Feedback, Lob & Kritik sind, gehen wir auf ein paar Grundregeln ein. Diese sind wichtig, damit unser Feedback auch ein solches wird.
- Feedback ist stets wertschätzend, aber niemals wertend.
- Feedback gibt man immer aus der "Ich"-Perspektive.
- Feedback wird (sofern möglich) unmittelbar gegeben.
Gehen wir auf diese 3 Punkte etwas genauer ein...
1. "Feedback ist stets wertschätzend, aber niemals wertend."
Dies ist bereits ein sehr wichtiger Punkt, der uns dabei hilft ein Feedback konstruktiv zu verfassen. Unser Ziel als Feedback-Geber sollte es sein, den Feedback-Nehmer mit unserer Botschaft zum Nachdenken anzuregen. Dies erreichen wir nur durch einen respektvollen Umgang, bei welchem wir niemals versuchen eine Schuld oder Verantwortung aufzulasten. Wir sagen nicht, ob etwas gut oder schlecht ist. Dies zu beurteilen steht niemandem zu.
2. "Feedback gibt man immer aus der "Ich"-Perspektive."
Der nächste Schritt zum konstruktiven Feedback ist stets aus der Ich-Form zu schreiben. Verallgemeinerungen (wir/uns) oder auch unbestimmte Personen (sie/man) vermeiden wir ebenso wie den Feedback-Nehmer auszuweisen (Du/dir). Die "unbestimmte Person" und das "Verallgemeinern" senkt unser Feedback herab, da wir nicht mehr für uns selbst, sondern "für eine Gruppe" sprechen. Entsprechende Feedback-Techniken für Gruppen trainiere ich nur auf Anfrage Das Ausweisen des Feedback-Nehmers wiederum senkt unser Feedback herab, da es auf lange Sicht grundsätzlich gegen Punkt 1 verstoßen wird.
3. "Feedback wird unmittelbar gegeben."
Unmittelbares Feedback ist, als Letztes, der dritte wichtige Punkt. "Unmittelbar" bedeutet in unserem Zusammenhang: Weitestgehend persönlich und sofort.
Es bringt weder etwas sein Feedback zu einer Entwicklung zu geben, welche bereits weit in der Vergangenheit liegt, noch ist es sinnvoll sein Feedback über Dritte oder mehrere unbeteiligte Personen zum eigentlichen Feedback-Nehmer zu transportieren. Letzteres zeugt auch noch von fehlender Höflichkeit. (siehe 1. Respekt)
Unter Beachtung dieser 3 Feedback-Regeln, gibt es nun verschiedene Feedback-Techniken, welche das Geben von Feedback vereinfachen sollen. Ich werde mich in diesem Beitrag aber auf eine der wesentlichsten, aber auch einfachsten Techniken beschränken, da diese von jedem leicht zu erlernen und mit etwas Übung auch sehr gut einzusetzen ist... Nennen wir sie das "3W-Feedback". Für ein "konstruktives Feedback" werdet ihr unter Beachtung unserer Feedback-Regeln dieses Schema einsetzen:
- W = Wahrnehmung
- W = Wirkung
- W = Wunsch
Was bedeutet das?
"Wahrnehmung" ist alles, was euch auffällt. Nüchtern und sachlich, die klaren Fakten. Hierzu gehört das was ihr hört, seht oder anderweitig als "Sinneseindruck" aufnehmt. Hier bei uns im Forum ist besonders gut das Werkzeug des Zitats nutzbar, da es unmittelbar aufweist, was jemand anderes geschrieben hat. Wichtig hierbei, ist, dass es nur um unsere Wahrnehmung geht, nur um das was wirklich passiert. Damit weiter zu Schritt 2.
"Wirkung" ist, wie ihr das wahrgenommene "empfunden habt". Was eine Aussage, ein Text, ein Verhalten, etc. bei euch bewirkt, wie ihr euch dabei fühlt und was ihr darüber denkt, was ihr davon haltet... Beachtet weiterhin unsere 3 Grundregeln. Diese sind auch hier immer noch gültig! Ihr bleibt in der "Ich"-Perspektive, ihr redet nur von euch, ihr bleibt wertschätzend, höflich und respektvoll. Ihr bewertet diese Sache nicht! Danach kommen wir zum dritten Schritt.
"Wunsch", auch als Appell oder Vorschlag bezeichnet. Hier äußert ihr, ebenfalls unter Einhaltung der Feedbackregeln, was ihr euch wünscht, was eure Erwartungshaltung an den Feedback-Nehmer ist, was ihr gerne möchtet oder ihr ihm als Rat oder Vorschlag an die Hand geben wollt.
Beispiel
Ein sehr einfaches Beispiel für ein 3W-Feedback wäre folgendes:
"Max, ich habe gesehen, dass du meinen Joghurt gegessen hast, ohne mich vorher zu fragen.
Auf mich wirkt das sehr unhöflich, da ich diesen Joghurt essen wollte.
Ich wünsche mir, dass du mich beim nächsten Mal fragst, bevor du ihn isst."
Ich habe das Beispiel absichtlich überspitzt trivial gehalten, damit die Struktur und die Einhaltung der Regeln ganz klar hervortreten.
Im Beispiel sehen wir unsere Einhaltung der Regeln: Wir klagen Max nicht an, wir beschuldigen ihn nicht... und wir sehen unsere 3W-Struktur: Wir sagen schlichtweg, was wir gesehen haben, wir wir uns dabei fühlen und was wir möchten.
Max braucht sich hierbei in keiner Form "angegriffen" fühlen. Es ist ihm überlassen, ob und wie er diese Kritik annimmt oder ablehnt.
Formulierungen für die einzelnen W's kann man frei umschreiben oder direkt mit dem entsprechenden Baustein einleiten. Je häufiger ihr in dieser Form Feedback gebt, desto weniger müsst ihr euch an starre Formen halten und desto freier könnt ihr euer Feedback äußern. Mit der Zeit wird die Art Feedback konstruktiv mitzuteilen, Teil eurer normalen Kommunikation werden und ihr werdet immer weniger aktiv darauf achten müssen.
Für den Anfang empfehle ich euch dennoch die folgenden Formulierungen auszuprobieren und zu nutzen, um die Technik zu festigen:
Wahrnehmung:
- Ich habe gesehen/gehört/gelesen...
- Ich habe bemerkt...
- Mir ist aufgefallen...
- Ich habe festgestellt...
Wirkung:
- Auf mich wirkt das...
- Das wirkt auf mich...
- Dadurch werde ich...
- Das erweckt für mich den Anschein...
- Ich empfinde dies...
Wunsch:
- Ich wünsche mir...
- Mein Wunsch wäre...
- Ich schlage vor...
- Ich möchte...
- Mein Vorschlag ist...
- Ich bitte darum...
Eine Sache zum Abschluss, welche nicht nur auf Feedback, sondern generell auf die Kommunkation bezogen ist, aber gerade bei diesem Sachverhalt immer wieder häufig auftritt:
Streicht Konjunktive und kommunikative Weichmacher aus eurem Wortschatz! "Könnte, sollte, müsste, dürfte, hätte, wäre, eventuell, vielleicht, möglicherweise,..." Diese Wörter vermitteln eine Unsicherheit eurerseits, welche in keiner Form zu einem Feedback passt.
Denn: Eurer Wahrnehmung, der entsprechenden Wirkung auf euch und auch eurer Wünsche daraufhin, seid ihr euch immer voll bewusst!
Feedback allgemein, die Feedbackregeln und auch das 3W-Schema, könnt ihr zudem immer einsetzen, wenn ihr jemandem eure Ansicht zu einem Sachverhalt, einem Verhalten, einer Äußerung oder ähnlichem darstellen wollt, nicht nur hier im Forum oder allgemein im Internet. Auch in eurem privaten und beruflichen Umfeld kann konstruktives Feedback euch das Leben erleichtern.
Insbesondere bei "Feedback", welches man in einer kritischen Situation äußern muss (Gespräch mit Vorgesetzten, Anliegen auf Ämtern, Gespräche mit Staatsbediensteten, etc.), oder auch wenn man in einer emotionalen Situation (Wut, Trauer, Enttäuschung, Euphorie, etc.) ist, eignet sich diese Form des Feedback-Gebens, um sein Feedback weitestgehend konstruktiv zu äußern und nicht durch die Umstände in eine unsachliche Diskussion zu verfallen.
Zum Abschluss noch eines für den Fall, dass ihr Feedback erhaltet: Als "Feedback-Nehmer" gibt es ebenfalls Feedback-Regeln, welche ihr beachten könnt.
- Der Feedback-Geber äußert nur seine Ansicht. Diese muss nicht deiner eigenen entsprechen.
- Du brauchst dich nicht zu dem Feedback äußern, wenn du dies nicht möchtest.
- Auf konstruktives Feedback hin, brauchst du dich niemals zu rechtfertigen.
Man kann also schlichtweg sagen: Wenn ihr Feedback erhaltet, nehmt es an, denkt darüber nach, kommentiert dies gegebenenfalls auch, aber: Fangt niemals an euch zu rechtfertigen, euch zu erklären oder mit der Gegenseite darüber zu "diskutieren". Ein konstruktives Feedback bedarf keiner Diskussion! (Dafür gibt es entsprechende "Argumentationstechniken".)
Probiert es aus! Gebt konstruktives Feedback mithilfe der Feedback-Geber-Regeln und dem 3W-Schema. Nehmt Feedback von anderen mithilfe der Feedback-Nehmer-Regeln an.
Je häufiger ihr es macht, desto besser werdet ihr darin. Je besser ihr werdet, desto natürlicher wirkt das Feedback und desto freier, spontaner und strukturierter werdet ihr beim Geben und Nehmen von Lob und Kritik werden.
Wie eingangs geschrieben: Ein TLDR gibt's nicht! Lebt damit.
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